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Körperkolumne Teil 10 - Die Meditation


Wir, unser Körper und Geist, sind ein wahrhaftiges Meisterwerk. Wir als Menschheit sind weit davon entfernt die Komplexität unseres Körpers wirklich zu verstehen, so durchdacht und ineinander verwoben wurden wir von der Natur kreiert.


Wie oft kritisieren wir unseren Körper, beschweren uns über ihn oder kämpfen gegen ihn an: die enge Hose, die nicht passt, der Pickel im Gesicht oder einfach die Tatsache, dass unser Körper nicht endlos Höchstleistung bringen kann.


Dabei ist eins außer Frage: unser Körper ist Loyalität in Person, denn so lang wir leben, arbeitet unser Körper IMMER für uns.

In der Körperkolumne tauchen wir jeden Monat kurz, knackig und tief in deinen Körper ein, damit du dich erinnern darfst: Du bist ein Wunder der Natur!

Happy Birthday - die zehnte Folge der Körperkolumne! Heute mal etwas anders.

Angeknüpft an unser neues Meditationsangebot und Andreas Beitrag aus dem Bereich der Kinesiologie verschaffen wir uns heute mal einen ganz kleinen Überblick, was eigentlich (unter anderem) in unserem Körper passiert, wenn wir Achtsamkeit praktizieren und warum dies so kraftvoll für uns und unsere Gesundheit sein kann.


Dafür machen wir zuerst einmal einen kleinen Abstecher in die Wissenschaft der Evolution.

Wie Theodosius Dobzhansky, russisch-amerikanischer Genetiker, Zoologe und Evolutionsbiologe schon sagte: ,,Nichts in der Biologie ergibt Sinn, außer im Licht der Evolution.”.

Evolutionär gesehen ist unser Körper immer in erster Linie darauf ausgerichtet zu überleben. Dafür hat uns die Natur einen schlauen Mechanismus eingebaut: der Negativitätsbias. Dies ist ein sozialpsychologisches sowie auch physiologisches Phänomen, welches beschreibt, dass sich negative Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse bei gleicher Intensität stärker auf unseren Organismus, sprich Körper, Geist und Seele, auswirken als neutrale oder positive. Auch unsere Aufmerksamkeit ist daher, bewusst und unbewusst, meist mehr auf negativ oder negativ erscheinende Aspekte gerichtet um uns vor Gefahren zu schützen.

Vor ein paar tausend Jahren, als wir noch in Höhlen lebten, war dies unabdingbar. Es war überlebenswichtig zu wissen welche Früchte giftig waren und wo gefährliche Tiere hausten, daher wurden alle Erlebnisse und Sinneseindrücke genauestens analysiert und im Gedächtnis gespeichert.

Heute stellt sich die Frage des täglichen Überlebens nicht mehr so sehr , bzw. die Gefahren haben sich verändert. Statt Bär und Waldbeeren sind es nun Chef, Lebenspartner und E-Mail Postfach. Der Negativitätsbias aber bleibt.

Um zu verstehen, was in unserem Körper passiert, wenn der Negativitätsbias aktiv und wir in Alarmbereitschaft sind, ist es wichtig sich den Aufbau des Gehirns aus evolutionsbiologischer Perspektive anzuschauen. Nach der “Triune Brain” Theorie von Neurowissenschaftler Paul MacLean lässt sich unser Gehirn ganz grob und sehr modellhaft in drei Schichten aufteilen, die eine hierarchische Struktur aufweisen und damit auch die Evolution des menschlichen Gehirns repräsentieren:

Die tiefste und älteste Schicht, der Hirnstamm oder auch Reptilienhirn genannt, ist die primitivste Schicht deines Gehirns. Hier hast du nichts zu sagen, denn es beschäftigt sich ausschließlich mit deinen instinktiven Impulsen, zum Beispiel Flucht bei Gefahr.

Die mittlere Schicht, das Limbische System oder Säugerhirn, ist verantwortlich für den emotionalen Aspekt und die Erinnerung einer Erfahrung.

Die äußerste und evolutionär jüngste Schicht , der Neocortex , hilft uns dabei uns Dinge rational zu analysieren, reflektieren und verbal auszudrücken.

Bist du also in Alarmbereitschaft, weil eine echte oder scheinbare Gefahr droht, übernehmen die primitiveren Teile unseres Gehirns die Führung. Instinkte werden wach, Sinneszentren werten einkommende Reize sensibler aus, der Hippocampus ruft vermehrt negative Erfahrungen aus der Vergangenheit ab und unsere emotionale Bewertung einer Situation übertrumpft jegliche rationale Perspektive.

Damit wir der echten oder scheinbaren Gefahr begegnen können braucht unser Körper Energie und mobilisiert all seine Ressourcen, indem unser sympathisches Nervensystem aktiv wird: Atem- und Herzfrequenz erhöhen sich, Pupillen weiten sich, die Verdauung pausiert , usw. usw. ...du siehst, da passiert Einiges ohne, dass wir etwas dafür tun müssten.

Die primitive Hirnaktivität und das aktivierte Nervensystem intensivieren andere negative Emotionen wie Angst, Scham, Sorge und Wut, betont vergangene Erfahrungen wie Scheitern und Verlust und bauscht potenzielle zukünftige Erschwernisse auf. Ein kleiner Teufelskreis.

Doch wie kommen wir da wieder raus?


Achtsamkeit to the Rescue!


Jon Kabat-Zin definiert Achtsamkeit als eine bestimmte Art und Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.

Hört sich erstmal simpel an, einfach ist aber etwas Anderes, denn unserem Geist ist dies zu langweilig und Party im Reptilienhirn scheint eindeutig spannender zu sein als seine Aufmerksamkeit immer und immer wieder auf den eigenen Körper, die Atmung oder einen anderes Objekt der Achtsamkeitspraxis zurückzubringen.


Jedoch: mit jedem Mal, das es uns gelingt unseren Fokus zurückzuholen aktivieren wir einen wichtigen Teil des Neocortex, den Präfrontalen Cortex, welcher maßgeblich daran beteiligt ist uns selbst wahrzunehmen, unsere Emotionen und damit die primitiveren Hirnregionen zu regulieren und moralische Entscheidungen zu treffen. Was hierauf folgt ist eine Aktivierung des parasympathischen Nervensystems, jener Teil, der dafür verantwortlich ist deinen Körper herunterzufahren und regenerieren zu lassen. Einer der Hauptdarsteller hier ist der Vagusnerv, der diese neuen Informationen deines Präfrontalen Cortex weiterleitet an den Rest deiner Körpers. So kommt es dazu, dass deine Atem- und Herzfrequenz sinkt, deine Pupillen sich verengen, deine Verdauung wieder in Gang kommt usw usw…

So ganz autonom scheint das autonome Nervensystem wohl doch nicht zu sein.

Probier’s mal aus!


In diesem Sinne: auf das Wunder, das du bist!


- Jella Lorenz

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